Die Scheeßeler Mühle in den Jahren 1507 bis 1829 

Die ersten Nachrichten über die Scheeßeler Mühle sind sagenhafter Natur. So heißt es, dass in alten Zeiten ein böser und streitsüchtiger Müller die Mühle, die damals noch unweit der Sankt Lukas-Kirche an der Beeke lag, besessen hatte. Dieser geriet häufig mit dem Pastoren in Streit und drohte ihm eines Tages "Tööv ick will di dem Sankt Lukas de Fööt nat moken!" Tatsächlich schloss er am Ostersonntag die Schotten des Wehres und staute das Wasser des Baches bis vor den Altar der Kirche. Als Strafe für seine Vermessenheit brach jedoch der Mühlendamm und das durchbrechende Wasser schwemmte die Mühle mit sich fort.
 

Der böse Müller 
Theodor Herrmann, 1921

Der Sankt Lukas
Theodor Herrmann, 1921

Aus alten Berichten geht hervor, dass die Mühle im Jahr 1507 wieder aufgebaut worden sein soll - diesmal an der Wümme, an ihrem heutigen Standort.

Die Familienchronik berichtet ferner, dass die Mühle im Jahr 1626 zerstört wurde und Müller und Mahlgäste gezwungen waren, sie auf eigene Kosten wieder aufzubauen. Später machte der Staat seine Ansprüche geltend. Allerdings bekam der Müller als Entschädigung eine Köthnerstelle zugewiesen, so dass er nun auch eine kleine Landwirtschaft betreiben konnte.

Die Mühle, die zunächst dem Bischof von Verden gehörte, fiel zum Ende des 30-jährigen Krieges an den schwedischen Fiskus. Aus dem Mühlenverwalter wurde ein Mühlenpächter.  

Die älteste noch vorhandene recht genaue Beschreibung der Mühle von 1626 stammt aus dem Jahr 1717. Anhand der Beschreibung wurde die unten stehende Rekonstruktionszeichnung der Außenansicht sowie des verwendeten Antriebs entworfen.

Außenansicht der Mühle von 1626

Das Stockgetriebe der Mühle von 1626

Diese Mühle bestand bis zum Jahr 1829. Konkurrenz, die den Müller zu einer Verbesserung der Technik hätte zwingen können, gab es nicht. Vielmehr hatte der Scheeßeler Müller gegenüber den Bauern eine Monopolstellung inne, und die sogenannten Mahlgäste waren in Wirklichkeit Zwangskunden. Sie mussten ihr Korn auf der Scheeßeler Mühle mahlen lassen. Nur wenn der Müller nicht mahlen konnte und die Bauern zuvor das Korn 3 mal 24 Stunden erfolglos auf der Mühle gelagert hatten, durften sie es zu einer anderen Mühle bringen. Die Preise waren reguliert. So durfte der Müller mit einem geeichten Scheffel die sogenannte Matte ziehen, indem er von jedem Sack Mehl mit ausgestrecktem Arm den 24. Teil entnahm.